Erste Erinnerungsfeier im Hospiz

Am 18. November fand im Hospiz Köpenick die erste festliche Erinnerungsfeier statt, zu der Angehörige, das Hospiz-Team und Mitglieder des Fördervereins beneficio e.V. der 78 im Hospiz Köpenick Verstorbenen Gäste gedachten.
Die Angehörigen der verstorbenen Gäste sind der Einladung zur Erinnerungsfeier zahlreich gefolgt, trotz regnerischer Novemberkälte. Ein großer Teil des Hospiz-Teams und Mitglieder des Fördervereins haben sich mit Texten, Gebeten, Fürbitten und in stiller Zeit auf die Feier vorbereitet. Es entstand ein würdiger, festlicher Rahmen, der sowohl den Verstorbenen und ihren Angehörigen, als auch den Bedürfnissen des Teams gerecht und zu einer Feier der Hoffnung wurde. Der Vorsitzende des Fördervereins und Initiator des Hospizes, Professor Dr. med. Stefan Kahl, erinnerte in seiner Eröffnungsrede daran, dass im Hospiz nicht nur das Sterben, sondern vor allem das Leben zum Alltag gehören. „Sie haben das Leben ins Hospiz gebracht“, sagte er zu den Angehörigen und fügte hinzu: „Lebendige Erinnerungen – fröhliche, schmerzhafte und traurige – sind Leben. Und wir sind dankbar dafür, dass Sie uns Ihre Lieben anvertraut haben. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir sie in den letzten Stunden begleiten und umsorgen durften.“

Die Zeit im Hospiz

Angehörige der Gäste haben sich während der Zeit im Hospiz kennengelernt und den gegenseitigen Austausch gesucht. Nicht immer mit gleicher Intensität, viele jedoch sprachen miteinander über Sorgen und Nöte und tauschten Erfahrungen aus, manchmal entwickelten sich neue Freundschaften. Von Anfang an stand fest, dass das Hospiz Köpenick ein Ort der Begegnung werden soll. Trauer und Schmerz sind in Gemeinschaft leichter zu tragen, auch wenn zunächst kaum Worte zu finden sind und Tränen, Ratlosigkeit, manchmal sogar Verzweiflung überwiegen. Wenn der Riss im Leben nicht zu erklären und schon gar nicht zügig zu verdauen ist.

78 Erinnerungslichter

Während der Erinnerungsfeier wurden die Namen der Verstorbenen verlesen, während zeitgleich im Atrium des Hauses jeweils ein Erinnerungslicht entzündet wurde. Bald erhellten 78 Lichter die abendliche Dunkelheit, umringt von Blumen, Angehörigen, Besuchern und dem Hospiz-Team. Christa Scholz, Seelsorgerin im Hospiz und Begleiterin für Gäste und Angehörige in vielen schweren Stunden, machte deutlich, was Erinnerungen sind: Schätze, die es zu bewahren gilt. In den anschließenden Fürbitten – nicht nur ein christliches, sondern universelles Ritual – fasste das Hospiz-Team im Namen aller Besucher zusammen, was ihm auf dem Herzen lag: „Wir haben der Menschen gedacht, die wir verloren haben. Wir danken für alles Gute, das wir durch sie erfahren haben. Manches hätten wir gern anders gemacht. Manches ist zwischen uns stehen geblieben. Und so bitten wir um Versöhnung und Vollendung in Liebe.“

Hospiz-Familie

Professor Dr. med. Stefan Kahl rückte für einen Moment auch das Hospiz-Team in den Fokus. Die engagierte Gemeinschaft aus Schwestern, Pflegern und ehrenamtlich Helfenden kümmert sich ununterbrochen um die Gäste im Haus, meist still im Hintergrund, mit viel Empathie und stiller Anteilnahme. Das Team ist das Rückgrat des Hospiz-Gedankens – Menschen in den letzten Stunden ihres Lebens nicht allein zu lassen. Darum bat der Hospiz-Initiator: „Guter Gott, ich empfehle dir alle Mitarbeitenden hier im Hospiz. Halte sie in deinen Händen. Schenke ihnen Kraft und Stärke, damit sie weiterhin ihren Dienst an den hier Lebenden tun können – in Liebe und Geduld.“
Zur Erinnerungsfeier werden künftig auch die Begegnungsmöglichkeiten im Anschluss gehören – bei Kaffee, Tee und Kuchen wird über alles Erlebte und immer wieder auch über die Zeit im Hospiz gesprochen. Kann sein, dass es ein wenig übertrieben ist, von Hospiz-Familie zu sprechen. Aber so etwas ähnliches ist vor Ort seit Mai diesen Jahres entstanden: Eine wachsende Hospiz-Gemeinschaft, in der man sich – wenn es darauf ankommt – auch wortlos versteht.

Dank für Erinnerungsfeier

Ein Dank für die Musik an diesem Abend geht an Frau Seufert. Danke für die Vorbereitungen der Feier durch das Hospiz-Team und die ehrenamtlich Helfenden. Danke für den Zuspruch von Angehörigen an das gesamte Hospiz-Team und die guten Wünsche für die künftigen Aufgaben. Die Erinnerungsfeier soll künftig etwa alle drei Monate auf Einladung stattfinden.

. . . . . . . . . . . . .

Auf den Bildern sind unter anderem zu sehen: Professor Dr. med. Stefan Kahl (Initiator des Hospizes und Vorsitzender des Fördervereins beneficio e.V.), Frank Armbrust (Hospizleiter), Franziska Irmscher (Verantwortliche Pflegefachkraft), Schwester Kerstin, Schwester Heike, Christa Scholz (Seelsorgerin) und Paul Haase (Pfleger). Die beschriebenen bunten Papierstreifen gehören zur „Honigdusche“ – einem Ritual, bei dem man sich sehr persönlich von den Verstorbenen verabschieden kann.
Wir haben bewusst auf Fotografien des gesamten Auditoriums verzichtet.
. . . . . . . . . . . . .