Abstrakte Malerei von Dr. Waltraud Schulz

In Bildern können sich Blicke und Gedanken verlieren. In den Werken der Künstlerin Waltraud Schulz ganz besonders.

Waltraud Schulz ist promovierte Pädagogin und hat eine große Leidenschaft – die Bildende Kunst. Im Hospiz Köpenick sind viele ihrer Werke ausgestellt, geometrische oder flächige Abstraktionen, entnommen unserer analogen Lebenswirklichkeit und dafür gedacht, durch eigene Interpretationen zum Leben erweckt zu werden. Zwischen Farben und Formen hindurch werden feine Verkratzungen und grobe, rasterförmige Strukturen erkennbar, die den Bildern Tiefe verleihen und in gewisser Weise auch geordnete Unordnung schaffen.

Abstraktionen setzen voraus, zu sehen, was vor Augen ist. Man möchte meinen, das sei leicht und doch sehen wir häufig am Wesentlichen vorbei, erkennen uns oft selbst nicht. Und unsere Nächsten noch weniger. Das Wesentliche jedoch ist gleichzeitig Ausgangsmaterial für die Kunst von Waltraud Schulz. Sie sortiert neu, vereinfacht ihre komplexen Wahrnehmungen und formt daraus auf dem Papier ein Wimmelbild für den Betrachter. Der kann aus abstrahierenden Spuren wieder ein analoges Bild generieren, das allerdings nicht dem Ausgangspunkt entsprechen muss. Abstraktion ist Mathematik und Fantasie in den schönsten Formen. Schulz bietet allerdings keine Lösungen an, sondern eine Melange aus Zufälle und Absichten, bildliche Schleichwege und irgendwie zueinandergehörige Linienkonstrukte, die sich jedoch auch unvermittelt im Nichts auflösen können.

Die Geschichte der abstrakten Malerei ist eng mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts verbunden und markiert einen bedeutenden Schritt weg von der traditionellen Darstellung von realen Objekten und Szenen. Einer der Pioniere und herausragenden Vertreter dieser Bewegung war Wassily Kandinsky, ein russischer Künstler, der als einer der Begründer der abstrakten Kunst gilt.

Die abstrakte Malerei entwickelte sich als Reaktion auf die fortschreitende Industrialisierung, soziale Veränderungen und technologischen Fortschritt, die die Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägten. Künstler begannen, sich von der reinen Abbildung der Realität zu lösen und experimentierten mit neuen Ausdrucksformen. In diesem Kontext entstand die Idee, Kunst nicht länger auf die Wiedergabe von erkennbaren Objekten zu beschränken, sondern mit freien Darstellungen von Formen, Linien, Farben und Gefühlen die Grenzen der bisherigen Sehgewohnheiten zu sprengen.

Keine einfache Kost, aber eine wunderschöne. Die abstrakte Malerei ist frei von einfachen Erklärungen für das, was man sieht. Das unterscheidet sie von den Bildern, die uns täglich umgeben und die einfach zu konsumieren sind. Zum Glück, denn Waltraud Schulz schenkt uns mit ihrer Kunst eine Auszeit, die sich lohnt.

Sie können die Ausstellung gern im Hospiz besuchen.

Waltraud Schulz: „doch nicht so ABSTRAKT – wenn man sich auf fantasievolles Sehen einlässt“
Hospiz Köpenick
Salvador-Allende-Straße 2–8
12559 Berlin

Text/Fotos: Uwe Baumann