Ein Glück, dass du da bist!

Geburtstage oder Jubiläen feiern, wo meistens gestorben wird? Und dabei auch noch an die Zukunft denken? Ja, bitte! Hospiz-Leiter Frank Armbrust und Pflegerische Leiterin Franziska Irmscher über den 5. Geburtstag.

Die Bezeichnung Hospiz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Herberge. Eine Herberge ist ein Ort der Gastfreundschaft, unabhängig von kultureller Herkunft, der Weltanschauung, der Religion oder der Biographie. Diese Gastfreundschaft pflegen wir täglich bei unseren Hospiz-Gästen und ihren Angehörigen, die in einer ganz besonderen Lebenssituation zu uns kommen. Aber wir leben diese Gastfreundschaft auch für alle Besucher unseres Hospizes, sei es eine Kindergartengruppe, Schulklassen oder Entscheidungsträger aus Politik und Gesellschaft.

Entscheidend ist nicht, wer unser Hospiz besucht und aus welchem Grund, sondern entscheidend ist, wie wir denjenigen empfangen, der sich für unsere Hospiz-Arbeit interessiert oder gar selbst engagiert. Aus diesem Grund freuen wir uns gemeinsamen mit den unterschiedlichen Akteuren, die mit unserem Hospiz verbunden sind, gemeinsam feiern zu können. Damit wir miteinander stolz und dankbar auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicken und vielleicht für die nächsten fünf Jahre Pläne schmieden können.

Kleiner Abstecher in die Geschichte
2017 – das Hospiz konnte eröffnet werden und nahm mit einem hochmotivierten, bunten Team seine Arbeit auf.

2018 – feierten wir den ersten Geburtstag und mussten feststellen, dass Teambildung echte Schwerstarbeit ist. Aber wir haben auch festgestellt – als Team geht alles leichter und wir haben gelernt, dass wir uns als Team nie aus den Augen verlieren dürfen.

2019 – spektakulärer Stromausfall in Köpenick. Ging durch Presse und Rundfunk. Wir saßen erst einmal im Dunkeln. Aber danach nutzen wir jede Gelegenheit, um aus dem Leben ein Fest zu machen. Wir organisierten und feierten die Feste, wie sie fielen, als hätten wir geahnt, was noch kommen sollte.

2020 – wir hörten das unangenehme Wort Quarantäne im Zusammenhang mit der Pandemie. Es wurde irgendwie still im Hospiz und trotzdem überschlugen sich fast täglich die Ereignisse.

2021 –das neue Jahr begann, wie das Alte geendet hatte. Jeder, der auch nur einen Gedanken daran verschwendete unser Hospiz betreten zu wollen, wurde von uns getestet. So konnten wir Ansteckungen und Quarantäne weitgehend verhindern. Wir erhielten Unterstützung von der Bundeswehr und haben die Soldaten und ihre Unterstützung sehr zu schätzen gelernt.

2022 – wir werden wieder etwas mutiger. Ein ausgiebiger Frühjahrsputz Anfang April, die erste Erinnerungsfeier seit zwei Jahren mit Angehörigen der Verstorbenen des letzten halben Jahres. Und nun auch Geburtstagsfeier!

Und etwas Statistik
Seit Beginn unserer Arbeit am 2. Mai 2017 haben wir 874 Gäste betreut, davon konnten wir 27 Gäste wieder in die Häuslichkeit beziehungsweise in Pflegeeinrichtungen entlassen. Unsere durchschnittliche Belegung lag bei 14,4 Tagen, die Auslastung bei 90 Prozent. Die durchschnittliche Verweildauer lag bei etwa 30 Tagen. Spenden wurden in Höhe von rund 700.000 Euro gesammelt, ein Großteil davon vom Hospiz-Förderverein beneficio e.V. unter der Leitung von Prof. Dr. med. Stefan Kahl.

Dank an alle, die mitgeholfen und unterstützt haben
Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich zuverlässig um unsere Gäste kümmern. Der Förderverein beneficio e.V. sammelt seit seiner Gründung Spenden, um die Arbeit zu unterstützen und den vorgeschriebenen 5-Prozent-Eigenanteil zu erwirtschaften. Dank gilt allen Freiwilligen, Ehrenamtlichen, den FSJlerinnen und Schülerpraktikantinnen, die uns in Zusammenarbeit mit dem Team und unseren unermüdlichen Sozialarbeiterinnen Karin Lietz und Susanne Stein begleiten. Danke sagen wir unseren Seelsorgerinnen Frau Scholz und Frau Winter und für die Unterstützung in den vergangenen Jahren auch Herrn Unbehaun.

Dank gilt auch unseren Kooperationspartnern

  • unseren Palliativärzten Frau Dr. Rothermel und Herrn Dr. Knote
  • unseren Servicekräften von procuratio
  • der Sozialstiftung Köpenick
  • der Apotheke pro-samed
  • dem Rotary Club Berlin Schloss Köpenick

Wir gehen weiter mit den uns anvertrauten Gästen letzte Wege, wir sind nunmehr gestärkt aus der Pandemie gekommen und bereit, für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen, da zu sein. Das Hospiz Köpenick ist noch jung. Und wir gehen gemeinsam mit ihm in die Zukunft, in der Hoffnung, unsere Spuren bei den Sterbenden und den Lebenden zu hinterlassen.

Frank Armbrust, Franziska Irmscher

Leiter Hospiz Köpenick | Pflegerische Leitung


Am Anfang war Irritation. Was ist das? Ein schickes Café vielleicht oder ein neues Verwaltungsgebäude? Vorbeilaufende Besucher haben oftmals das Bauschild übersehen, auf dem der Hospiz-Neubau angekündigt wurde. Und tatsächlich waren einige Besucherinnen und Besucher der DRK Kliniken Köpenick nach der Eröffnung des Hauses vor fünf Jahren verwundert, dass hinter einladender Holzverkleidung nicht Café und Kuchen gereicht, sondern sterbende Menschen begleitet werden.

Gefühlt ist das lange her. War der Hospiz-Gedanke im Berliner Südosten damals noch relativ neu, wird die Arbeit des Teams heute nicht mehr hinterfragt. Im Gegenteil, Gäste und Angehörige sind dankbar für die Wege, auf denen sie am Lebensende nicht alleingelassen werden. Das Leben spielt sich im Hospiz ab. Es geht hier auch zu Ende, man muss da nicht drumrumreden. Dennoch sind Lebenswege allenfalls nur dann verloren, wenn sie vergessen oder verdrängt werden. Wenn nichts bleibt, außer der Trauer.

Traurig zu sein wird in unserer Gesellschaft nur schwer toleriert. Aber auch in dieser Hinsicht leistet das Hospiz-Team mit seinen Sozialarbeiterinnen, Seelsorgenden und den Schwestern und Pflegern Aufklärungsarbeit, werden helfende Hände gereicht und niemand allein gelassen. In der Erinnerung nehmen Angehörige die letzten Tage ihrer Verstorbenen nicht mehr nur als schwer und mühevoll, sondern in großer Dankbarkeit wahr. Weil es dem Hospiz-Team gelungen ist, würdevolles Sterben als einen Teil des Lebens in den Abschied zu integrieren.

Und ja, es duftet im Hospiz gelegentlich nach Kaffee und Kuchen. Für die Gäste werden letzte Wünsche in Ruhe und Geborgenheit erfüllt, die Angehörigen dürfen für einen Augenblick ihre Gedanken schweifen lassen, vielleicht sogar abschalten. Immer wieder weht Musik durch die Gänge in die Zimmer und den nahen Park. Es ist ein Glück, so ein Haus zu haben. Und ein Team, was mit vollkommener Hingabe den einst so visionären Hospiz-Gedanken lebt. Frauen und Männer, die fröhlich sind, ausdauernd, belastbar, erfahren und hochmotiviert. Es ist ein Glück, dass du da bist – herzlichen Glückwunsch zum fünften Geburtstag und nur das Beste für deine Zukunft, Hospiz Köpenick! (
(Aus dem Hospiz-Magazin Nr. 7/2022)